Hofstelle 22 / Am Fredeholz 28
Auf dem Schlußstein über der Tür des Hauses ist vermerkt:
„J. Harenborg“ „M. Harenborg geb. Finke“ „1874“.
Das Haus wurde also von Johann Harenborg und Anna Margaretha Dorothea Harenborg, geb. Finke im Jahr 1874 erbaut. Es hat sich jedoch bereits vorher ein weitaus größeres Haus auf dieser Hofstelle befunden, bereits um 1780 mit der Familie Horneburg erwähnt, welches in der Gebäude-Beschreibung von 1826/29 und der Karte der Langenholz-Theilung, erstellt ab 1846, verzeichnet ist.
Johann Harenborg fuhr auch als Schiffszimmermann zur See. Wenn er dann von großer Fahrt zurück ins Dorf kam, wurde abends das alte Brandhorn von der Wand geholt und damit in jedes Hundeloch im großen Tor geblasen. Dann gab es Leben in der Dorfschaft, die Bewohner kamen auf die Beine, und einer rief dem anderen zu: „Wat is los?“ – „Och, Jan Harenborg hett sik von grote Fahrt torück meldt.“
Ein Sohn aus dieser Ehe, Hinrich Harenborg, hatte wahrscheinlich als erster Platjenwerber einen Führerschein für Kraftwagen mit Benzinmotor, ausgestellt in Bremen am 22. Mai 1912, mit der laufenden Nr. 14, ermächtigt von dem amtlich anerkannten Sachverständigen Herrn Zivilingenieur Enno von Essen. Er arbeitete auf dem Gut Lehnhof (heute Lehnhof- oder Friedehorst-Park) als Chauffeur für Baron Rothe. Insgesamt war er dort 60 Jahre treu und ergeben tätig und kutschierte die Familie in die nähere und weitere Umgebung.
Hinrich Harenborg war verheiratet mit Luise Bode, sie hatten 5 Kinder – 2 Mädchen: Louise Margarethe und Margarethe Louise, die früh verstarben und 3 Jungen, Johann, Hermann und Adolf.
Hochzeitsfeier von Hermann Harenborg mit Bertha, geb. Blendermann, um 1930
Johann, Kanonier im 52. Fußartillerie-Bataillon ist am 19. November 1916 fürs Vaterland gefallen.
Nachricht zum Tod von Johann Harenborg an seine Eltern
Schreiben vom Batteriechef Auerbach des 52. Fußartillerie-Batallions vom 23. November 1916
Sehr geehrter Herr Harenborg.
Als Führer der 2/52 habe ich die traurige Pflicht Ihnen mitzuteilen, daß Ihr lieber Sohn Johann am 19. Novebmer auf dem Felde der Ehre gefallen ist.
Den Mittag gegen 1/2 12 Uhr bekam die Feuerstellung schweres Feuer. Dabei durchpflug eine Granate den Unterstand, in dem Johann mit den anderen Leuten der Geschützbedienung saß, und detonierte im Inneren derselben. Dabei fand er mit acht anderen Kameraden den Tod. Er hat ein schnelles, schmerzloses Ende gehabt. An der Stelle wo er sein junges Leben für das Vaterland hingeben mußte haben wir ihn und seine Kameraden die letzte Ruhe bereitet. Unter dem Donner unserer Geschütze haben wir sie beigesetzt. Etwa 200 m westl. der Straße Puisieux-Miraumont unweit der Beauregard liegt das Grab.
In tiefer Trauer steht mit Ihnen die ganze Batterie am Grabe Ihres Sohnes. Haben wir ihn doch in der kurzen Zeit in der er zur Batterie gehörte als zuverlässigen, arbeitsfreudigen und stets willigen Untergebenen schätzen und achten gelernt. Stets hat er wenn es galt, seinen Dienst auch in schwierigen Lagen zu unserer vollsten Zufriedenheit ausgeführt. Furcht hat er nie gekannt. Seinen Kameraden war er ein treuer Freund, der Freud und Leid mit ihnen teilte und gern sein Letztes für sie gab. So ist er nun leider allzufrüh von uns dahin gegangen, noch im Tode ein leuchtendes Vorbild für seine Kameraden.
Möge Sie der Herr, der in seinem unerforschlichen Rathschlusse Ihnen diese schwere Prüfung auferlegt hat, in Ihrem Schmerze trösten.
In aufrichtiger Anteilnahme
Ihr Auerbach. B.
Zuletzt blieb Adolf Harenborg auf der Stelle. Er heiratete die Krankenschwester Erna Wahlmann, die er bei einem längeren Krankenhausaufenthalt wegen einer schweren Verletzung im II. WK kennenlernte. Erna Harenborg war lange Jahre hindurch als Gemeindeschwester tätig und versorgte die Alten und Kranken im Ort.
Heute gehört das Haus der Familie Jachens und wird als Ferienhaus vermietet.
Detaillierte Informationen über die Hofstelle, die Bewohner, eventuell weitere Dokumente und Fotos finden Sie unter https://wiki.genealogy.net/Platjenwerbe_Nr.22